Schlagwort-Archive: Nicolas Simion

Nicolas Simion Group: Balkan Jazz

Nicolas Simion Group
Balkan Jazz (feat. Dusko Gojkovich)
7dreams 7D-120
(zu beziehen unter 7dreams Records)

1999 nahm die Deutsche Welle dieses Konzert im Kölner Stadtgarten unter der Überschrift „Balkan Jazz“ auf. Treibende Kraft hinter den Kulissen und Autor der kenntnisreichen Liner Notes war JP-Kollege Dietrich Schlegel, damals Ressortleiter Südosteuropa der Deutschen Welle. Passend zum Thema versammelte der gebürtige Rumäne Nicolas Simion mit dem Bosnier Dusko Gojkovich an der Trompete und dem Mazedonier Martin Gjakonovski an Bass und Oud (der bis heute mit Simion und Gojkovich regelmäßig zusammenarbeitet) weitere Balkan-stämmige Musiker und ergänzte diese mit den „balkan-affinen“ Kollegen Geoff Goodman und Norbert Scholly an der Gitarre, Schlagzeuger Tom Skinner und Perkussionist Ramesh Shotam. Das Programm besteht aus zehn Simion-Kompositionen und Volksmusikstücken aus unterschiedlichen Balkan-Ländern, die mit einer gehörigen Prise Jazz versetzt werden. Schon der erste Titel „Fighting Song“ macht das deutlich, wenn Gojkovich ein kraftvolles Solo über Gjakonovskis federndem Walking Bass spielt. In den „Slovakian Peasant Song“ webt Gojkovich Gershwin’s „Summertime“ ein, bevor Simion über der Melodie des slowakischen Volkslieds soliert und Gjakonovski ein vielschichtiges Bass-Solo beisteuert. Simion beginnt „One for Kisser“ auf dem Sopransaxofon in typischem Balkan-Sound, aber angetrieben durch das Rhythmusteam wird daraus immer mehr ein Swinger. Die Aufnahme ist eine überzeugende Demonstration der Kraft, die aus der Verbindung von Jazz und der Volksmusik aus dem Balkanraum strömen kann, und der Exzellenz und Vielseitigkeit der beteiligten Musiker. Erfreulich, dass dieses Tondokument wieder verfügbar ist!

Hans-Bernd Kittlaus 29.10.15

Mal Waldron & Nicolas Simion Duo: Misterioso – Live in Zürich

Mal Waldron & Nicolas Simion Duo
Misterioso – Live in Zürich
7dreams 7D-118 (zu beziehen unter 7dreams Records)

Der Kölner Saxofonist und Komponist Nicolas Simion hatte schon 6 Jahre in der Band der amerikanischen Piano-Legende Mal Waldron gespielt, als diese Aufnahme im Juni 1998 im Züricher Moods Club entstand. Die Vertrautheit der beiden ist unmittelbar spürbar. Hier spielen zwei Meister, die nichts beweisen müssen. Es beginnt mit Monk’s „Misterioso“ und einer langsamen Einleitung Waldrons, bevor Simions Tenorsaxofon einsetzt, ausdrucksstark und nah an der Melodie. Die exzellente Tonqualität bringt jede Nuance von Simions warmem Saxofonklang und Waldrons Anschlagskultur zum Vorschein. Das Programm mischt Mingus und Monk mit Brahms und Eigenkompositionen zu einem stimmigen Ganzen, bei dem Stimmung, Respekt vor den Komponisten und Ausdrucksstärke im Vordergrung stehen. Für sein „Mood for Eric“ improvisiert Simion auf der Bassklarinette ganz im Sinne Dolphys, für Waldron’s „The Seagulls of Kristiansund“ malt er norwegische Seeatmosphäre auf dem Sopransaxofon. Die jetzt erschienene CD ist ein besonderes Highlight im Katalog von Simions 7dreams Label, das auf das Schönste an den 2002 verstorbenen Pianisten erinnert.

Hans-Bernd Kittlaus 01.10.15

Nicolas Simion Group feat. Lee Konitz & Jancy Körössy: Live in Graz & Brasov

Nicolas Simion Group feat. Lee Konitz & Jancy Körössy
Live in Graz & Brasov
7dreams 7D-115 (zu beziehen unter 7dreams Records)

Jancy Körössy & Nicolas Simion Trio
Sweet Home
7dreams 7D-117 (zu beziehen unter 7dreams Records)

Die vorliegenden Aufnahmen entstanden im Jahre 2001 während einer Tournee, die der Kölner Saxofonist und Komponist Nicolas Simion mit dem Altmeister des rumänischen Jazz, dem Pianisten Jancy Körössy unternahm. Am Bass hatten sie James Singleton dabei, am Schlagzeug Peter Perfido. Für die Konzerte in Graz und Brasov gesellte sich Saxofon-Legende Lee Konitz zu der Band, „Sweet Home“ wurde im Quartett live in Bukarest aufgenommen. Körössy kann hier ein ums andere Mal seine pianistische Klasse demonstrieren, etwa in seiner Komposition „For Oscar“ oder in seinem kunstvoll gestalteten Solo über „You wouldn’t believe“. Simion beeindruckt mit seinem Gestaltungsreichtum, etwa bei seinem abstrakten Einstieg in „One for Kisser“, gefolgt von einer Tour de Force mit osteuropäischen Anklängen, die man auch in seinem Sopransaxofon im Titelsong „Sweet Home“ hört. Die Konzerte mit Konitz sind stärker amerikanisch orientiert. Das gilt für die Songauswahl von amerikanischen Standards und Konitz-Kompositionen, aber auch für den Sound der Band. Konitz leitet „Body and Soul“ mit seinem charakteristischen vibratolosen spröden Altsaxofonton ein, von Körössy mit spärlichen Akkorden begleitet, bevor Simion den majestätischen Sound seines Tenorsaxofons dagegenstellt. Körössy, der Jahrzehnte in USA lebte, fühlt sich hier mit seinem intelligenten Solo ganz zu Hause. Die beiden Saxofonmeister sind auf einer Wellenlänge in ihrer kurzen Duo-Improvisation „Impressions from Brasov“, und in Lee Konitz‘ „Thingin‘“ werfen sie sich über 15 Minuten die solistischen Bälle zu, elegant unterstützt von Körössy und der agilen Rhythmusgruppe. Erfreulich, dass diese Aufnahmen jetzt auf 7dreams verfügbar sind.

Hans-Bernd Kittlaus 28.08.15

Nicolas Simion Trio: Romanian Impressions

Nicolas Simion Trio
Romanian Impressions
7dreams 7D-121 (zu beziehen unter 7dreams Records)

Diese CD enthält zwölf abwechslungsreiche Eigenkompositionen Simions, die die Musiksprache Rumäniens aufgreifen und in sehr integrativer Weise mit dem Jazz verbinden. Die ersten fünf nahm Simion im Duo mit dem virtuosen Gitarristen Sorin Romanescu 2009 live in Bukarest auf. Besonders mitreissend geriet „May I Dance?“ mit schnellen Improvisationen der beiden Musiker. Auch „Ciaccona for Chet“ in Erinnerung an Trompeten-Ikone Chet Baker besticht mit eingängiger Melodieführung. Der zweite Teil der CD wurde 2012 in einem Bukarester Studio aufgenommen. Zu Simion und Romanescu gesellte sich dort die renommierte Sängerin Luiza Zan, deren schöne intensive Stimme sich harmonisch mit Nicolas Simions Saxofonklängen verbindet. Sie gibt Simions Kompositionen eine noch stärkere Fundierung in rumänischer Volksmusik, um dann in jazzige Improvisationen abzuheben. Romanescu zeigt sich als famoser Begleiter, während Simion gelungene solistische Gegengewichte zum Gesang liefert, etwa in „East Meets West“. Seine Fähigkeit, seine musikalische Persönlichkeit als Komponist, Arrangeur und Saxofonist in ganz unterschiedliche Situationen einzubringen, begeistert auch hier wieder.

Hans-Bernd Kittlaus 16.07.15

Nicolas Simion Quartet: Crazy World

Nicolas Simion Quartet

Crazy World

7dreams 7D-122

Auf „Crazy World“ zelebriert der Kölner Saxofonist und Komponist Nicolas Simion seinen Jazz mit osteuropäischen Einflüssen in einer wohlklingenden Live-Aufnahme aus der Philharmonie Bacau, Rumänien, vom September 2013. Simion verbindet sieben Eigenkompositionen mit drei Werken der Urväter des rumänischen Jazz, Jancy Körössy, Richard Oschanitzky und Johnny Raducanu. Oschanitzkys „You Wouldn’t Believe“ ist beispielhaft für diese CD mit reichhaltiger melodischer Grundlage, die Simion schwermütig gefühlvoll am Saxofon interpretiert und Sorin Romanescu zu einem gelungenen Solo an der akustischen Gitarre inspiriert. In Simions „Gluma“ geht das Quartett dann energisch post-boppig zu Werke mit vorantreibender Rhythmusarbeit von Bassist Sebastien Boisseau und Schlagzeuger Ralf Gessler. Simion, der Komponist, erst kürzlich mit dem WDR Jazzpreis für Komposition ausgezeichnet, demonstriert seine Kreativität mit „Corn Y Salsa“, einer originellen Verbindung von osteuropäisch gefärbter Melodie mit Salsa Rhythmus. Erneut überzeugt die Rhythmusgruppe mit abwechslungsreichem Drive, über dem Simion und Romanescu solistische Feuerwerke entfachen. Spannend auch „Harmolodic Snowden“ mit Simion am Sopransaxofon auf den Spuren von Ornette Coleman und Boisseau mit ausgedehntem Solo à la Charlie Haden. Erneut legt Simion hier einen eindrucksvollen Beleg seiner Klasse als Komponist und Saxofonist vor.

Hans-Bernd Kittlaus               24.05.15

Nicolas Simion Quintet: Tribute to Jancy

Nicolas Simion Quintet
Tribute to Jancy
7dreams 7D-125 (zu beziehen über 7dreams Records)

Der Pianist und Komponist Jancy Körössy gehört zu Nicolas Simion’s erklärten rumänischen musikalischen Vorbildern. Dessen Musik hat der seit langem in Köln lebende Saxofonist diese CD gewidmet, die wenige Monate nach Körössy’s Tod 2013 im Kulturzentrum Arcub in Bukarest in exzellenter Tonqualität aufgenommen wurde. Körössy‘s Melodien lassen die osteuropäischen Wurzeln spüren, doch die Musik ist vom Jazz amerikanischer Provinienz geprägt. Simion spielt ausschließlich Altsaxofon und fegt inspiriert durch schnelle Bebop-Titel wie „Rhythm Changes“ oder „Bebop“, schmiegt sich aber auch gefühlvoll in Balladen wie „Jancy’s Ballad“. Hier wie auch in „Jancy’s Tune“ ergänzt sich sein Sound wunderbar mit Ryan Carniaux’s exquisitem Trompetenklang, der souverän die ganze Spannbreite von metallisch knackig bis warm und weich einzusetzen weiß. Pianist Mircea Tiberian beweist sowohl als Begleiter der Bläser wie auch in seinen Solos, warum er als einer der besten rumänischen Musiker gilt. Meisterhaft begleitet er Simion im Duo „Blues for Wladimir“. Die Rhythm Section mit Bassist Chris Dahlgren und Schlagzeuger Drori Mondlak überzeugt mit engem Zusammenspiel. Mondlak beflügelt die schnellen Stücke wie „Bebop“ mit feurigem Swing, gekonnt gesetzten Akzenten und prägnanten Solos, kann sich aber auch sensibel zurücknehmen, wenn die Musik es erfordert. Brilliant und quirlig treibt seine Rhythmusarbeit „Of, Of“, den abschließenden Titel der CD mit weiteren gelungenen Solos aller Beteiligten. Bei dem Konzert wäre man gern dabei gewesen.

Hans-Bernd Kittlaus 25.04.15

Nicolas Simion Group: Tarantella Facile

Nicolas Simion Group
Tarantella Facile
7dreams 7D-123 (zu beziehen unter 7dreams Records)

Wenn es noch eine Rechtfertigung gebraucht hätte, den Kölner Nicolas Simion im Januar 2015 mit dem WDR Jazzpreis für Komposition auszuzeichnen, liefern sie die zehn Kompositionen dieser CD. Da gibt es das volksmusik-inspirierte Titelstück, die Country & Western-Anklänge von „Fancy Lady“, das introspektive „Flying to Jerusalem“ oder den melancholischen „Late Night Blues“. Bei aller Unterschiedlichkeit zeichnen sich seine Kompositionen durch singbare, aber nicht triviale Melodien aus, die ihm selbst wie auch seiner exzellent und sehr international besetzten Band wunderbares Material zur Interpretation und Improvisation bieten. Beim ruhigen „Remembrance“ zelebrieren Norbert Scholly an der akustischen Gitarre und Bassist Chris Dahlgren die Melodie ebenso wie Simion selbst an der Klarinette. In „Unknown Planet“ improvisieren Simion am Saxofon und der brilliante amerikanisch-Kölner Trompeter Ryan Carniaux miteinander über dem dramatischen Schlagzeugspiel von Alan Jones. Und in „Transsylvanian Monk“ wandelt der gebürtige Grieche Antonis Anissegos gekonnt auf Monks Spuren und Simion und Carniaux demonstrieren ihre Vertrautheit mit dem alten Meister. Bei aller musikalischen Verwurzelung Simions in seiner rumänischen Heimat ist dies keine Weltmusik, sondern bester moderner Jazz mit persönlichem Touch.

Hans-Bernd Kittlaus 15.03.15