Nicolas Simion Quintet: Tribute to Jancy

Nicolas Simion Quintet
Tribute to Jancy
7dreams 7D-125 (zu beziehen über 7dreams Records)

Der Pianist und Komponist Jancy Körössy gehört zu Nicolas Simion’s erklärten rumänischen musikalischen Vorbildern. Dessen Musik hat der seit langem in Köln lebende Saxofonist diese CD gewidmet, die wenige Monate nach Körössy’s Tod 2013 im Kulturzentrum Arcub in Bukarest in exzellenter Tonqualität aufgenommen wurde. Körössy‘s Melodien lassen die osteuropäischen Wurzeln spüren, doch die Musik ist vom Jazz amerikanischer Provinienz geprägt. Simion spielt ausschließlich Altsaxofon und fegt inspiriert durch schnelle Bebop-Titel wie „Rhythm Changes“ oder „Bebop“, schmiegt sich aber auch gefühlvoll in Balladen wie „Jancy’s Ballad“. Hier wie auch in „Jancy’s Tune“ ergänzt sich sein Sound wunderbar mit Ryan Carniaux’s exquisitem Trompetenklang, der souverän die ganze Spannbreite von metallisch knackig bis warm und weich einzusetzen weiß. Pianist Mircea Tiberian beweist sowohl als Begleiter der Bläser wie auch in seinen Solos, warum er als einer der besten rumänischen Musiker gilt. Meisterhaft begleitet er Simion im Duo „Blues for Wladimir“. Die Rhythm Section mit Bassist Chris Dahlgren und Schlagzeuger Drori Mondlak überzeugt mit engem Zusammenspiel. Mondlak beflügelt die schnellen Stücke wie „Bebop“ mit feurigem Swing, gekonnt gesetzten Akzenten und prägnanten Solos, kann sich aber auch sensibel zurücknehmen, wenn die Musik es erfordert. Brilliant und quirlig treibt seine Rhythmusarbeit „Of, Of“, den abschließenden Titel der CD mit weiteren gelungenen Solos aller Beteiligten. Bei dem Konzert wäre man gern dabei gewesen.

Hans-Bernd Kittlaus 25.04.15

Andreas Schickentanz: Axiom

Andreas Schickentanz
Axiom
JazzHausMusik JHM 230

Eine komplette CD oder ein Konzert solo zu bestreiten erfordert Mut, viel Phantasie und gute Kondition. Das gilt besonders für ein Blasinstrument wie die Posaune. Andreas Schickentanz erfüllt diese Voraussetzungen. Der Kölner Posaunist improvisiert auf „Axiom“ über elf Eigenkompositionen. Da drängt sich gleich der Vergleich mit dem legendären deutschen Posaunisten Albert Mangelsdorff auf, dessen Solo-Auftritte von seinem mehrstimmigen Spiel geprägt waren. Doch Schickentanz beschreitet andere Wege. Er nutzt Aufnahmetechnik, um mit sich selbst in Dialog zu treten, zum Beispiel sehr gelungen in „Pausenbrot“. Das gibt ihm mehr Möglichkeiten zur Melodieführung und abwechslungsreichen Gestaltung. Außerdem verwendet er elektronische Effekte wie in „Häutungen“ oder „Nachtblind“, um Bilder und Stimmungen zu erzeugen, exzessiv genutzt in „Kurzwellen“. Sein natürlicher Posaunenklang, warm und wohlgeformt und technisch ausgefeilt, kommt besonders schön im ironisch betitelten „Zugzwang I und II“ zur Wirkung. Die CD belohnt konzentrierte Zuhörer mit Ausflügen in spannende Klangwelten und Experimente – nicht als Hintergrundmusik geeignet.

Hans-Bernd Kittlaus 25.04.15

Acht Brücken. Musik für Köln.

Heute beginnt in Köln zum fünften Mal das bis zum 10. Mai laufende Festival “ACHT BRÜCKEN”.

Das vollständige Programm des Festivals gibt es hier.

Das Festival: Musik. Politik?

ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln widmet sich mit seiner fünften Ausgabe, vom 30.  April bis 10. Mai, dem Spannungsverhältnis zwischen Musik und Politik. Im Fokus steht der niederländische Komponist Louis Andriessen, der sein ganzes Leben hindurch
die beiden Wirkungsfelder Musik und Politik in Beziehung setzt. Insgesamt 14 Aufführungen seiner Werke aus der Entstehungszeit von 1970 bis 2013 geben einen Einblick in sein kompositorisches Schaffen. Darunter sind „De Staat“, das Werk, das Andriessen 1976 zu internationaler Berühmtheit verhalf und „M is for Man, Music,
Mozart“, ein Soundtrack zum gleichnamigen Film von Peter Greenaway.  Die beiden Porträtkonzerte am 4. und 10. Mai sind ganz dem Schaffen Andriessens gewidmet.

Kann Musik politisch sein? Ein Blick auf das politische Lied scheint eine eindeutige Antwort zu liefern, untersucht man hingegen eine Komposition, bei der weder Form noch semantische Ebene auf eine politische Aussage verweisen, wird es schon komplexer.  Was bedeutet überhaupt eine politische Aussage in einer musikalischen
Form? Kann ein Dreiklang politisch sein?

Es gibt Namen, die im Diskurs von Musik und Politik nicht fehlen dürfen.  Dem Festivalthema entsprechend erklingen Werke von Hans Werner Henze, Luigi Nono, Heiner Goebbels oder Luciano Berio ebenso wie Kompositionen von Paul Dessau, Georg Katzer oder Friedrich Schenker. Besondere Spielstätten verleihen den Aufführungen eine individuelle Note, so ist Henzes „El Cimarrón“ in der Lagerstätte für mobile Hochwasserschutzelemente zu hören, Nono ist ein ganzer Abend in der Kunst-Station Sankt Peter gewidmet und die musiktheatralische „Befreiung“ und „Songs of
Wars I have seen“ von Goebbels erklingen im DEPOT 1 des Schauspiel Köln.

Doch nicht nur europäische Künstler und Themen sind präsent,  der US-Amerikaner Frederic Rzewski bezieht sich mit „The People United Will Never Be Defeated!“ auf den Militärputsch in Chile von 1973. Die Rapperin und Tochter von Exil-Chilenen, Ana Tijoux, ist eine Repräsentantin der jüngeren Generation desselben Landes, die an die Thematik von Diktatur und sozialer Ungerechtigkeit anschließt.

Die namhaften Orchester New York Philharmonic, mit einer Uraufführung von Peter Eötvös und Wiener Philharmoniker, mit einer Uraufführung von Olga Neuwirth, sowie die Klangkörper Ensemble intercontemporain, Ensemble Modern, Ensemble  Musikfabrik, Klangforum Wien, Asko|Schönberg, Ensemble Resonanz, Ensemble Garage, ensemble ascolta sorgen für ein außergewöhnliches Klangerlebnis in der Umsetzung des heterogenen Programms.

Der WDR als einer der Träger des Festivals trägt nicht nur mit Mitschnitten und Übertragungen zum Gelingen des Festivals bei, sondern ist mit der WDR Big Band, dem WDR Sinfonieorchester Köln und dem WDR Funkhausorchester am 7., 8. und 10. Mai auch auf der Seite der Interpreten vertreten.

Ein Highlight des Festivals ist die Erbauung einer gemeinsamen fiktiven europäischen Stadt aus Musik, Kunst, Wissenschaft, Film und Literatur. An einem Tag und einer Stunde entsteht ab dem 2. Mai im ACHT BRÜCKEN Freihafen – Ein Tag und eine Stunde in urbo kune ein klangexperimentelles Großereignis. Urbo kune ist ein
Begriff der internationalen Kunstsprache Esperanto und bedeutet „gemeinsame Stadt“. Der Festivalbesucher kann den ästhetischen Spielraum bei freiem Eintritt erkunden.

Im Konzertsaal der Kölner Philharmonie, den Foyers, im Filmforum, im »Ludwig im Museum« und auch im Festivalzelt erklingen, unter der Leitung von Enno Poppe und dem Klangforum Wien, Werke von über 20 verschiedenen Komponisten.

Beim diesjährigen Festival entstehen nicht nur Zukunftsvisionen von urbanem Raum, es erklingen auch 10 Hymnen fiktiver Länder. Unter dem Titel „Hymne für ein nicht existierendes Land“ wurden von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln, mit der Unterstützung
durch die Ernst von Siemens Musikstiftung, Kompositionsaufträge erteilt. Es wird spannend, welche akustischen Profile die Komponisten ihren Utopien verleihen.

Insgesamt erklingen beim Festival 23 Uraufführungen. Das Festival kommt damit seinem zentralen Anliegen nach, besonders junge Komponistinnen und Komponisten zu fördern. Mit der ON@ACHT BRÜCKEN Nacht eröffnet die Nachwuchsgeneration
das Festival.

Die diversen Formate von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln untermauern den Anspruch des Festivals, in der Stadt und für die Menschen präsent und zugänglich zu sein. Drei Stadtführungen mit der AntoniterCityTours erkunden politische und spirituelle Machtzentren Kölns, das Rathaus der Stadt Köln wird zum Spielort, wenn Andriessens Kompositionen für Carillon – einem Großglockenspiel – erklingen, oder das Rathaus und seine Umgebung von Musikern des Ensemble für Neue Musik der Rheinischen Musikschule und des Collegium musicum der Universität zu Köln besetzt und bespielt wird.

An wechselnden Spielorten gibt es täglich bei ACHT BRÜCKEN Lunch um 12:30 Uhr die Möglichkeit, kostenlose Appetithappen zu genießen. Die Lunch-Reihe bietet neben dem klassischen Vorgeschmack auf das Abendprogramm auch exklusive Delikatessen, eine Filmvorführung und ein Podium für Gesprächsrunden an.

Im ACHT BRÜCKEN Festivalzelt schließt der Tag mit einem offenen Ende ab. Die ACHT BRÜCKEN Lounge bietet Raum für Konzerte in lockerer Atmosphäre und lädt anschließend zu Jamsessions ein. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.

Für die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Thema Musik und Politik sorgen Gespräche, Diskussionen und Konzerteinführungen. Auf dem Programm stehen z. B. eine Podiumsdiskussion zum Thema „Politische Musik heute“ mit Heiner Goebbels und Louwrens Langevoort am 4. Mai, ein Gespräch zwischen Georg Katzer und Jochen Voit unter dem Titel „Ein politisch Lied, ein garstig Lied“ am 5. Mai, ein Gespräch mit Frederic Rzewski im Anschluss an sein Konzert am 7. Mai und eine Diskussion im Rahmen der ACHT BRÜCKEN Schreibschule am 7. Mai. Die Schreibschule bietet auch in diesem Jahr Studierenden die Möglichkeit, Grundlagen des journalistischen Schreibens über zeitgenössische Musik zu erwerben.

Für alle, die Lust am Musizieren und gemeinschaftlichem Experimentieren haben, bietet sich der spielBar Workshop in Zusammenarbeit mit dem Ensemble musikFabrik an. Der spielBar Workshop ist ein Angebot der Musikvermittlung und kann bereits
von Kindern ab 10 Jahre besucht werden. Mit zwei weiteren Workshops für Schulkinder und zwei Aufführungen in der Kölner Philharmonie, in der Kinder aus 12 Kölner Grundschulen unter dem Titel „Singen mit Klasse“ auftreten, bezieht ACHT BRÜCKEN | Musik aus Köln auch in diesem Jahr wieder die jüngsten Kölner Bürger in ihr Programm ein.

Das vollständige Programm des Festivals gibt es hier.

Quelle: www.achtbruecken.de
F
oto: KölnMusik/Matthias Baus

Jazz – O – Rama im Artheater Programm im April

7.4.2015,  21:30h

Dustin Carlson Cologne Quartet
„Sir Duke meets Miss Marple”
Brad Henkel – trumpet
Dustin Carlson – Guitar, compositions
Robert Landfermann- kontrabass
Dominik Mahning- drums

14.4.2015,  21:30h
pOllon
‪#‎trioistheshit‬
Theresia Philipp – sax
David Helm – bass
Thomas Sauerborn – drums

21.4.2015, 21:30
Six, Alps & Jazz
“von der Kindheit in den Bergen, seltsamen Tieren und den Genüssen des Lebens”
Matthias Schriefl tp, flh, euph, bflh, tuba, alph, voc
Johannes Bär tuba, euph, trp, flh, alphorn, trb, voc
Gregor Bürger fg, ts, cl, b-cl, bari, voc
Peter Heidl fl, picc, ts, cl, voc
Florian Trübsbach as, fl, cl, oboe, picc, schwegel, voc
Alex Morsey b, tuba, voc

28.4.2015, 21:30
HALF CAMOUFLAGE
„music eats art”
Paul Hubweber trb, voc, loops
Tamara Lukasheva voc, keys
Jens Düppe dr, perc, voc
für einen Bass auf der Session ist gesorgt!

Nicolas Simion Group: Tarantella Facile

Nicolas Simion Group
Tarantella Facile
7dreams 7D-123 (zu beziehen unter 7dreams Records)

Wenn es noch eine Rechtfertigung gebraucht hätte, den Kölner Nicolas Simion im Januar 2015 mit dem WDR Jazzpreis für Komposition auszuzeichnen, liefern sie die zehn Kompositionen dieser CD. Da gibt es das volksmusik-inspirierte Titelstück, die Country & Western-Anklänge von „Fancy Lady“, das introspektive „Flying to Jerusalem“ oder den melancholischen „Late Night Blues“. Bei aller Unterschiedlichkeit zeichnen sich seine Kompositionen durch singbare, aber nicht triviale Melodien aus, die ihm selbst wie auch seiner exzellent und sehr international besetzten Band wunderbares Material zur Interpretation und Improvisation bieten. Beim ruhigen „Remembrance“ zelebrieren Norbert Scholly an der akustischen Gitarre und Bassist Chris Dahlgren die Melodie ebenso wie Simion selbst an der Klarinette. In „Unknown Planet“ improvisieren Simion am Saxofon und der brilliante amerikanisch-Kölner Trompeter Ryan Carniaux miteinander über dem dramatischen Schlagzeugspiel von Alan Jones. Und in „Transsylvanian Monk“ wandelt der gebürtige Grieche Antonis Anissegos gekonnt auf Monks Spuren und Simion und Carniaux demonstrieren ihre Vertrautheit mit dem alten Meister. Bei aller musikalischen Verwurzelung Simions in seiner rumänischen Heimat ist dies keine Weltmusik, sondern bester moderner Jazz mit persönlichem Touch.

Hans-Bernd Kittlaus 15.03.15

einem.art: Lamara

einem.art
Lamara
Double Moon DMCHR71153

Sie sind ein ungleiches Gespann – auf der einen Seite der extrovertierte Frontmann Max Von Einem, seit zwei Jahren Posaunist in Stefan Raabs Fernseh-Studio-Band, auf der anderen der introvertierte Pianist Lucas Leidinger, der für nahezu alle Kompositionen dieser CD (teil-) verantwortlich zeichnet. Gemeinsam mit Bassist Juan Camilo Villa und Schlagzeuger Rodrigo Villalon bilden sie schon seit 2011 mit Erfolg die Band einem.art. „Lamara“ besticht durch einige sehr gelungene Kompositionen, etwa „Interruptica“ mit mitreißendem Rhythmus, einer im Ohr bleibenden Melodie und exzellentem Solo von Leidinger, oder die ruhigen impressionistischen Songs „Like Waterfalls“, „Pure“ und „Waltz for Gregor“. „So What? – What!“ oder „Killerberg“ sprechen hingegen mit ihren elektronischen Sound Gimmicks eher die Spaßfraktion an und sind als Party-Musik verwendbar. Mit „Boilers“ hat sich Max von Einem ein funkiges Solo-Feature geschrieben, das ihm Gelegenheit zu einem ausgedehnten Alleingang gibt, bevor die Rhythm Section einen in die Beine gehenden Groove darunter legt und Leidinger zu einem fulminanten E-Piano-Lauf ansetzt. In dieser Band steckt viel Potential, aber der stilistische Mix ist auf dieser CD etwas arg breit geraten.

Hans-Bernd Kittlaus 15.03.15

Filippa Gojo Quartett gewinnt Neuen Deutschen Jazzpreis 2015

Das Filippa Gojo Quartett hat den Neuen Deutschen Jazzpreis 2015 der IG Jazz Rhein-Neckar, Mannheim, gewonnen. Bei einer Publikumswahl in Mannheim konnte sich das Ensemble aus dem Kölner Raum gegen zwei andere Bands durchsetzen.

Der mit insgesamt 10 000 Euro dotierte Preis gilt als höchstdotierte Auszeichnung für professionelle deutsche Jazzbands. Kurator 2015 und damit für die Auswahl der Finalisten zuständig war in diesem Jahr der aus Detroit, Michigan, stammende Altsaxophonist  und Grammy-Award-Gewinner Kenny Garrett.   Die Sängerin Filippa Gojo gewann auch den Solistenpreis, der mit 1000 Euro dotiert ist.

Herzlichen Glückwunsch.

Filippa Gojo Quartett

Filippa Gojo – Gesang
Sebastian Scobel – Klavier
David Andres – Kontrabass
Lukas Meile – Perkussion

Die weiteren Finalisten waren:

Lutz Häfner & Rainer Böhm plus Celli

Lutz Häfner – Saxophon
Rainer Böhm – Klavier
Cornelius Boensch – Cello 1
VeroniKa Zucker – Cello 2
Irene von Fritsch – Cello 3
Nayon Han – Cello 4

Andreas Matthias Pichler

Andreas Pichler – Gesang, Banjo, Schlagzeug
Matthias Pichler – Gesang, Kontrabass

(c) Foto: Gerhard Richter, Köln