Denis Gäbel
Neon Sounds
Double Moon Records DMCHR 71120
Häufig wird beklagt, dass unter den jungen Jazz Musikern so wenige einen eigenen unverwechselbaren Sound auf ihrem Instrument entwickeln. Zum Glück gibt es Ausnahmen wie Denis Gäbel. Der hat in den letzten Jahren stark und erfolgreich an seinem Tenorsaxofon-Sound gearbeitet, wie seine neue CD “Neon Sounds” demonstriert. Er klingt muskulös mit Anklängen an Sonny Rollins, dem er bereits eine Tribut-CD widmete, aber mit deutlich modernerer Konzeption. Gutes Beispiel dafür ist sein Solo zu Beginn von “Halfway Through”, einer seiner acht Eigenkompositionen, die auch die Dringlichkeit, den unbedingten Willen zu spielen deutlich macht, die Gäbels Musik prägen. Dieser Wille zeigt sich nicht nur bei den schnelleren Stücken, sondern auch und gerade in den Balladen, so etwa “Thick Blood” und der bluesigen Mingus-Komposition “Devil Woman”, die Gäbel mit atemberaubendem Spannungsbogen und meisterlichem Ton interpretiert. In der bestens besetzten Band glänzt Martin Gjakonovski mit seinem satten Bass-Sound, hat aber nur wenig Möglichkeiten zur solistischen Entfaltung. Auch Schlagzeuger Jonas Burgwinkel spielt sehr mannschaftsdienlich. Beide haben großen Anteil an dem durchgängig mitreissenden Groove. Viel Soloplatz steht Pablo Held an der Wurlitzer und dem Fender Rhodes zur Verfügung, den er weidlich nutzt, so etwa in “Dance of the Mule”. Diese CD ist ein eindrucksvoller Beleg für die enorme Qualität, die der deutsche Jazz in den letzten Jahren erreicht hat. Man darf auf die Live-Konzerte der Band im Herbst gespannt sein, dann mit Antonio Farao an den Tasten.
Hans-Bernd Kittlaus 31.03.13