Tamara Lukasheva gewinnt Jungen Deutschen Jazzpreis

Die Cologne Jazz Supporters gratulieren Tamara Lukasheva zum Gewinn des Jungen Deutschen Jazzpreis 2014 in Osnabrück. Sie ging aus fünfzig Formationen,  die sich aus Studierenden deutscher Jazz-Hochschulen unter dreißig Jahren rekrutiert haben, als Siegerin hervor. Die Wahlkölnerin und großartige Sängerin stammt aus der Ukraine und studierte in Odessa sowie Köln Gesang und Klavier.  2012 und 2013 war sie Mitglied im Bundesjazzorchester. Tamara Lukasheva ist in 2014 noch bei folgenden Gelegenheiten in Köln zu hören: 30.11.2014, 20 Uhr mit der Riaz Khabirpour Band im ABS 12.12.2014, 20 Uhr mit “Matria“ im Freiraum 18.12.2014, 20 Uhr mit dem Tamara Lukasheva Quartett im Nachtigal

Paolo Fresu im Alten Pfandhaus

Cologne Contemporary Jazz Orchestra mit Paolo Fresu und Jens Düppe
Cologne Contemporary Jazz Orchestra mit Paolo Fresu und Jens Düppe

Der aus Sardinien stammende Trompeter  Paolo Fresu gab sich im Abschlusskonzert des diesjährigen Kölner Festival-all -Italiana  im Alten Pfandhaus am 05.11.2014 die Ehre. In einem fulminanten Konzert war es die Musik des Schlagzeugers  und Wahl-Kölners Jens Düppe, die Fresu und das Cologne Contemporary Jazz Orchestra zusammenführte. Fresu ist einer der stilprägenden europäischen Jazzmusiker unserer Zeit; seine Kunst, die im Ausgangspunkt oft mit seinem Idol Miles Davis ( in dessen Spielweise der 50iger Jahre) verglichen wurde, traf auf den  vollen Big Band Sound und insbesondere die Virtuosität und

Cologne Contemporary Jazz Orchestra mit Paolo Fresu und Jens Düppe
Cologne Contemporary Jazz Orchestra mit Paolo Fresu und Jens Düppe

Dynamik des Drummers Düppe. In jeder Sekunde war es ein großartiges Zusammenspiel von Düppe und Fresu – beide und die junge Band hatten offensichtlich ihren großen Spaß an diesem Abend. In jeder Sekunde war der gegenseitige tiefe  Respekt und die freundschaftliche Verbindung der beiden Protagonisten spürbar. Nicht zuletzt der in der zweiten Zugabe (ohne Bigband) gespielte geradezu leise Abschluss mit einer sardinischen Volksweise machte dies unüberhörbar.

Großer Beifall und ein gelungener Abschluss des Festivals. Und wer die Chance hat, Paolo Fresu bei anderer Gelegenheit zu hören, sollte sie nutzen: Outstanding !!

Joscha Oetz: Perfektomat

Joscha Oetz

Perfektomat

Klaeng 007

Der Kölner Bassist und Komponist Joscha Oetz ist nach langjährigen Aufenthalten in Kalifornien und Peru wieder nach Köln zurückgekehrt. Die vorliegende CD reflektiert vor allem seine peruanischen Erfahrungen mit einer kraftvollen rhythmusbetonten Musik in acht Eigenkompositionen. Dazu hat Oetz die in Deutschland lebende Peruanerin Laura Robles am Cajon und den mit allen weltmusikalischen Wassern bestens vertrauten Bodek Janke am Schlagzeug in seine Band gebeten. Gemeinsam schaffen die drei ein Feuerwerk an faszinierenden Rhythmen, die man in Deutschland kaum kennt. In „Perfect Grey“ ist das der Festejo-Rhythmus, zu dem Johannes Lauer die Quijada bedient, die aus einem Eselsgebiss besteht. In „Caral“ spielt Simon Nabatov, sonst eher als Avantgarde-Pianist bekannt, ein ausdrucksstarkes Solo über dem trägen Lando-Rhythmus. Hier wie auch in einigen weiteren Stücken bringt Saxofonist Niels Klein eine willkommene Coolness in die heiße Musik. „Eastern Presence“ ist schließlich eine Verbeugung vor dem gebürtigen Russen Nabatov und vor Janke mit polnischen und russischen Vorfahren, die beide eine verblüffende Affinität zu den peruanischen Rhythmen demonstrieren. Bei allem weltmusikalischen Hintergrund bietet diese CD mitreißenden „Real Jazz“ auf höchstem Niveau und ist ein Top-Kandidat für die üblichen Jahresbestenlisten.

Johannes Ludwig: Airbourne

Johannes Ludwig

Airbourne

FLOATmusic FL002

Das neue Label FLOATmusic wird vom Nürnberger Saxofonisten Johannes Ludwig und seinem Kölner Kollegen Jens Böckamp betrieben und legt mit Ludwig’s „Airbourne“ seine zweite Veröffentlichung vor. Die neun Kompositionen des Band Leaders bieten ein abwechslungsreiches Ausgangsmaterial, das das Quintett inspiriert interpretiert. Pianist Andreas Feith überzeugt mit intelligenten spannungsgeladenen Solos, etwa in „Vamp 24-12-11“, in denen er seine gute Technik musikdienlich ausspielt. Der Titelsong „Airbourne“ gibt Johannes Ludwig Gelegenheit zu einem getragen-gefühlvollen Sopransaxofonsolo, bevor Bassist Max Leiß melodisch improvisiert, dezent unterstützt von Feith und dem variablen Schlagzeuger Julian Fau. Das Quintett wird komplettiert vom zweiten Saxofonisten Alexander Bühl, den Ludwig nicht für traditionelle Tenor Sax Battles, sondern als zweite Bläserstimme in seinen ausgefeilten Arrangements einsetzt, so im raffinierten „Dedicated to B.“. Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann den, dass die CD insgesamt etwas zu kontrolliert, zu perfekt ausgewogen in Tempi und Stimmungen wirkt. Doch das ist eine Petitesse zu einem hörenswerten Album.

KOI Trio: Light Blue

KOI Trio feat. Sebastian Gille/Rainer Böhm

Light Blue

FLOATmusic FL003

In der deutschen Jazz-Szene erfordert es einigen Mut, eine komplette CD einem amerikanischen Komponisten zu widmen, ist doch die Norm eher die extensive Einspielung von Eigenkompositionen. Nun spielt das Kölner KOI Trio Monk – 8x Monk, nur Monk. Und die Auseinandersetzung mit dem exzentrischen New Yorker Pianisten und Komponisten, der schon 1982 starb, gelingt. Das liegt nicht zuletzt an den beiden Gästen, die recht viel Raum bekommen. Pianist Rainer Böhm spielt überhaupt nicht Monk-ish eckig, aber seine melodisch orientierte Spielweise passt bestens zu KOI Gitarrist Riaz Khabipour, und gemeinsam bieten sie einen spannenden Kontrast zu Sebastian Gilles wunderbar verqueren Klängen auf dem Tenorsaxofon. Gute Beispiele dafür sind „Pannonica“ und das schnelle „Bright Mississippi“, in dem KOI Bassist Matthias Akeo Nowak mit mitreißendem Walking Bass die Band treibt und Schlagzeuger Oliver Rehmann mit angenehmer Zurückhaltung seinen Ben Riley (Monk’s langjähriger Schlagzeuger) abgibt. Darüber bläst Gille mit seinem so ungemein eindringlichen Sound, dessen Individualität noch verstärkt wird durch einen eigentlich unzeitgemäßen Hall, mit dem Toningenieur Clemens Orth das Saxofon klingen lässt, als sei Monk 1957 bei der Aufnahme persönlich dabei gewesen. Doch die Aufnahme stammt tatsächlich aus dem Jahr 2013 und zeigt, wie lohnend ein frischer Blick auf diese vermeintlich ausgelutschten Standards sein kann. Monk hätte sich vermutlich gefreut.

Berliner Jazz Fest 2014

50 Jahre zwischen Rückblick und Ausblick

In den drei Jahren seiner künstlerischen Leitung hat Bert Noglik das Berliner Jazzfest zu neuer Relevanz geführt und diese Entwicklung mit dem diesjährigen 50-Jahr-Festival gekrönt. Umso stärker wird sein selbst gewünschter Abschied bedauert. Trotz einer gewissen Überladung mit historischen Anknüpfungen aller Art – 50 Jahre Berliner Jazzfest (vormals Jazz Tage), 50 Jahre Besuch von Martin Luther King in Berlin, 50 Jahre Tod von Eric Dolphy in Berlin, 25 Jahre Mauerfall – gelang Noglik ein spannendes Programm, das neben einigen Höhepunkten auch einen kleinen Skandal bot. Die wahrlich nicht naheliegende Wahl des New Yorker Avantgarde Gitarristen Elliott Sharp für ein Tribute an Martin Luther King resultierte in einem Konzert, das Nogliks Mut mit Erfolg belohnte. Sharp besetzte seine Band clever mit schwarzen Musikern wie den ausdrucksstarken Sängern Tracie Morris und Eric Mingus und dem Baritonsaxofonisten Alex Harding und choreografierte ein blues-getränktes Programm, das nicht im historischen Bezug erstarrte. Das Monk’n’Roll-Projekt des italienischen Saxofonisten Francesco Bearzatti konnte man nicht unbedingt in die Kategorie „künstlerisch wertvoll“ einordnen, aber es unterhielt das Publikum bestens mit der typisch italienischen Spielart von anarchischem Humor, den besonders Trompeter Giovanni Falzone verkörperte. Für den erkrankten Benny Golson sprang kurzfristig Archie Shepp ein. Sein Quartett-Konzert lief eher routiniert als inspiriert ab, aber der Spirit erfüllte dann am nächsten Tag die Gedächtniskirche umso stärker im Duett mit Jasper van’t Hof an der Kirchenorgel. Shepp ließ sein Tenorsaxofon heulen und kreischen, Blues- und Gospel-Tradition mischten sich mit van’t Hof’s virtuosen majestätischen Orgelklängen. Soweto Kinch bot mit seinem blutjungen Trio ein zweigeteiltes Konzert. Als Saxofonist spielte er klassischen Jazz auf hohem Niveau, als Rapper bot er pop-orientiertes Entertainment. Beide Teile waren gelungen, aber eine Integration fand nicht statt. Zur Geschichte der Berliner Jazz Tage gehört die unrühmliche Phase in den 1960er und 70er Jahren, als jeder Sänger und jede Sängerin in Berlin ausgebuht und –gepfiffen wurde. Daran fühlte sich mancher Zuschauer beim Konzert von Kurt Elling mit der WDR Big Band erinnert, bei dem nach vielen Jahren erstmals wieder Buhrufe erklungen. Doch dieses Mal lag die Motivation nicht in einer grundsätzlichen Abneigung gegen Jazz-Gesang, sondern der Grund war die verfehlte Konzeption des Konzerts. Es stand unter dem Thema „Freedom Songs“ in Erinnerung an den Mauerfall. Dazu hatte der neue Chefdirigent der WDR Big Band, Rich deRosa, ein Programm zusammengestellt und arrangiert. Als Grundlage nahm er Pop-Songs der Zeit um 1989, die sich leider wenig bis gar nicht für Jazz-Darbietungen eigneten und durch seine konventionellen Arrangements nicht besser wurden. So gab es die ersten Buh-Rufe bei „Wind of Change“, der Wende-Hymne der deutschen Pop-Gruppe Scorpions. Vollends aus dem Ruder lief das Konzert bei deRosa’s „Freedom Suite“, in der er Elling über Minuten Sätze berühmter Männer rezitieren ließ von Gandhi über Kennedy und Mandela bis zu Ronald Reagan (sic), aber ohne einen Deutschen. Dahinter spielte die Band unauffällige Hintergrundmusik. Das zeigte nicht nur eine völlige Ignoranz gegenüber deutschen Befindlichkeiten, sondern war auch handwerklich schlecht gemacht. Ein weiterer handwerklicher Fehler war die Wahl von „Come Sunday“ am Ende des Konzerts. Kurt Elling hat viele Qualitäten, aber er ist mit katholischer Kirchenmusik aufgewachsen, nicht mit Gospel. Dementsprechend eignete sich der Song überhaupt nicht für ihn. Die Buhrufe waren also durchaus berechtigt. Elling verstand die Situation nicht, aber ging souverän mit ihr um und sagte, auch in dieser Publikumsreaktion zeige sich Freiheit. Als Beobachter fragte man sich, warum niemand deRosa gebremst hatte, der in Texas lehrt und gerade erst in Köln angefangen hat. Kein guter Start für ihn, insbesondere da das Konzert von den ARD-Rundfunkanstalten bundesweit live übertragen wurde. Elling und die Band konnten einem leid tun. In zwei Konzerten wurde Eric Dolphy gefeiert. Die Pianisten Aki Takase und Alexander von Schlippenbach führten Dolphy’s Musik in eigenen Arrangements mit einer exzellenten Band auf, in der Rudi Mahall und Louis Sclavis an den Bassklarinetten herausragten. Silke Eberhard führte mit ihrem Bläsersextett Potsa Lotsa, das nur von einem DJ begleitet wurde, das neu entdeckte unvollendete Dolphy-Werk „Love Suite“ auf. Solange die Band mit einigem Humor Dolphy-Kompositionen interpretierte, stimmte die Balance aus melodischem Gehalt und Abstraktion. Eberhards Eigenkompositionen hingegen gerieten etwas akademisch. Noglik hatte eine Reihe jüngerer Bands ins Programm genommen, deren Musik sich mehr oder minder stark in Pop- und Rock-Richtung orientierte. Ausnahme war das Eva Klesse Quartett, das bei ihrem Auftritt auf der Hauptbühne mit ihrem frischen Modern Jazz über sich hinauswuchs und Nogliks Mut belohnte. Vor allem Pianist Philip Frischkorn und Altsaxofonist Evgeny Ring fielen positiv auf. Der Free Jazz war durch zwei Bands von Mats Gustafsson vertreten. Mit seinem langjährigen Trio The Thing bewegte sich der Saxofonist auf Peter Brötzmanns Spuren mit berserkerhaften Ausbrüchen und dann wieder geradezu zarten Passagen. Sein 28-köpfiges Fire! Orchestra überwältigte mit enormer Intensität. Zu einem Highlight wurde der Auftritt des Schlagzeugaltmeisters Daniel Humair mit seinem Quartet mit den französischen Jungstars Emile Parisien am Saxofon und Vincent Peirani am Akkordeon, die ihre großen solistischen Freiräume kreativ nutzten. Jason Moran überzeugte mit seinem Bandwagon Trio mal ganz ohne Elektronik und Samples. Vor allem seine der Stadt Chicago gewidmeten Kompositionen begeisterten das Publikum. Seine anschließende Fats Waller Dance Party hingegen wirkte wie der krampfhafte Versuch, die alten Fats Waller Hits einem jungen Pop-Publikum schmackhaft zu machen, indem Waller’s Kompositionen bis zur Unkenntlichkeit kastriert wurden. Dabei schreckte Moran nicht vor dem Aufsetzen einer überdimensionierten Fats Waller-Maske zurück. Die Musik wirkte live zwar lebendiger als auf der misslungenen CD, aber das rettete das Projekt auch nicht. Zum Abschluss des Festivals spielte die amerikanische Band Mostly Other People Do The Killing ihr Red Top Programm, das auf unterhaltsame Weise traditionellen Jazz mit Avantgarde-Elementen vermischte. Dabei schlug sich der deutsche Trompeter Thomas Heberer als Ersatz für den fehlenden Peter Evans gut. Nach diesen vier abwechslungsreichen Tagen darf man gespannt sein, welche neuen Akzente der Engländer Richard Williams als neuer künstlerischer Leiter im nächsten Jahr (5.-8.11.15) setzen wird.

Jazz-O-Rama im Artheater: Programm November 2014

4.11. 21:30h

MATRIA feat. Johannes Bär
„ein Vorarlberger Problembär in Köln“
Tamara Lukasheva – voc, p, mel, comp
Matthias Schriefl – viel blech, alphorn, voc, comp
Johannes Bär – noch mehr blech, alphorn, voc, beat box

11.11.
KARNEVAL – Kein Jazz-O-Rama

18.11. 21:30h
Daniel Daemen Quartet
„limited impossibilities“
Daniel Daemen – sax
Lucas Leidinger – piano
Reza Askari – bass
Etienne Nillesen – drums

25.11. 21:30h
Hairy Potter und die Gefangenen von Askariban
„Pure Vernunft darf niemals Siegen“
Leonhard Huhn – sax
Sebastian Müller – g
Philip Zoubek – synth
Reza Askari – bass
Etienne Nillesen – drums

Und zum Schluss noch eine Einladung für ein Spezialkonzert mit freiem Eintritt / Spenden erwünscht:

Am Fr., 28.11. um 20h
im Salon de Jazz
(Severinskloster 3a, direkt am Severinskirchplatz)
www.salondejazz.de

deeLinde Cello& Gesang
Claudia Schwab Violine& Gesang
Marie- Theres Härtel Viola& Gesang

Netnakisum wurde 2004 geboren, bespielte viele Bühnen und erlebte verschiedenste Länder, Kulturen und Menschen. Zu den Highlights gehören: USA; China, Algerien, England, Irland und Moldawien. Die Musikerinnen deeLinde, Marie- Theres Härtel und Claudia Schwab sind nicht nur von der wilden steirischen Volksmusikrevolution mitgerissen worden, sondern auch von
allen Musikstilen wie Klassik, Fusion, Weltmusik, Hip Hop, Punk, Free Jazz und Elektronik, die Netnakisum erklingen und swingen lassen wie nie zuvor:
etwas funky, groovy, von traditionell-bodensatzig und rockig bis
avantgardistisch. Improvisation liegt ihnen. Es gefällt ihnen ohne
Erwartungen Unerwartetes zu erleben, mit Tönen und Melodien zu spielen und mit Ihnen hinein zu tauchen in herrliche, ehrliche Saitenklänge und absolute Musik.
„Die faszinierenden Musikerinnen von Netnakisum verschmelzten Musikstile einzigartige, eigenwillig und doch wunderschön und sie spielten exzellente Eigenkompositionen.“ (Appenzell24.ch /2013)