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Janning Trumann

Der linke Fuß ist weiter vorn, der rechte etwas zurück. Athletisch, wie ein Ringer vor dem Angriff. Wenn die Musik ihn packt, wiegt er in dieser Stellung vor und zurück, während er seine Posaune bläst. Loft, Köln, im Januar 2018. Janning Trumann spielt mit Trillmann: “Die Band entstand in New York vor drei Jahren. Damals studierten Tenorsaxophonist Fabian Willmann aus Basel, Schlagzeugerin Eva Klesse aus Leipzig und ich als Stipendiaten in New York. In Deutschland ist der Kölner Bassist Florian Herzog dazugekommen“ (an diesem Abend ersetzt durch Stefan Schönegg). Die Verbindung hat gehalten. Gemeinsam spielen sie überwiegend auf die Band zugeschnittene Eigenkompositionen. Dynamisch, getrieben von Klesses hartem Punch. Sie kann Druck erzeugen, der die beiden Bläser zu solistischen Höhenflügen treibt. Erstmalig ist heute Pianist Sebastian Sternal als Gast dabei: “Ich habe mich über Jannings Einladung gefreut. Die Trillmann Kompositionen sind eine reizvolle Basis für mich, auch wenn oder gerade weil sie nicht für Klavier geschrieben wurden.“

Loft, Köln, im Dezember 2017. Janning Trumann sagt Anna Webber an, die New Yorker Saxofonistin und Komponistin. Selber spielt er nicht. Er hat eine viertägige Residency für Webber organisiert, jeden Abend in einer anderen Kölner Location mit einer anderen Band mit überwiegend Kölner Musikern. Die heutige Zusammensetzung erweist sich als Geniestreich. Meisterpianist Simon Nabatov, Bassist David Helm und Schlagzeuger Fabian Arends haben sich die komplexen Kompositionen Webbers in kurzer Zeit zu eigen gemacht. Es passt, Nabatov brilliert solistisch in schönem Kontrast zum eher spröden Tenorsaxofon Webbers.

Das Loft ist zu einem wichtigen Ort für Trumann geworden, seit er 2010 nach Köln kam. Loft-Betreiber Hans-Martin Müller, selbst klassischer Musiker, hat ihm immer wieder Auftrittsmöglichkeiten für seine verschiedenen Bands gegeben und fördert ihn auch als Organisator: “Janning ist ein hervorragender Posaunist, der verdientermaßen ausgezeichnet wurde mit Preisen wie dem amerikanischen J.J. Johnson Award und dem NRW Förderpreis. Was ihn darüber hinaus auszeichnet, ist sein Wille und seine Fähigkeit, sich auch organisatorisch und musikpolitisch zu engagieren. Ich kenne keinen anderen Musiker seiner Generation, der diese natürliche Führungsfähigkeit hat und andere mitreißen kann, etwas zu tun. So hatte er als Mitglied unseres Teams „jungesloft“ maßgeblichen Anteil daran, dass sie den Spielstättenpreis APPLAUS 2017 gewonnen haben. Dazu versteht er es, Förderanträge zu schreiben, und er engagiert sich im Initiativkreis freie Musik als Sprecher der Kölner Jazz Konferenz, die die Interessen der Jazzszene vertritt. Es gibt Menschen, die bewegen etwas, die haben Gestaltungswillen und Durchhaltevermögen, die sind nicht zu verhindern, und so einer ist Janning. Natürlich macht man sich mit einem solchen Gestaltungswillen nicht immer nur Freunde.“ Trumann bezieht sich auf seine Wurzeln: “Ich habe auf dem Bauernhof meines Vaters gelernt, dass man immer proaktiv anpacken muss und selten Feierabend hat. Das ist für mich ganz normal. Ich möchte die Situation für die Jazz-Szene verbessern. Deshalb engagiere ich mich. Und natürlich möchte ich auch selbst von erreichten Verbesserungen profitieren.“

Janning Trumann wurde 1990 geboren und wuchs auf einem größeren Bauernhof bei Bad Bevensen in Niedersachsen auf, Vater Landwirt, Mutter Musiklehrerin, 3 Söhne. Die Mutter sorgte dafür, dass die drei Kinder frühzeitig Musik machten. Janning begann mit der Geige, ab 10 spielte er Posaune, schon mit 14 im Landesjugendjazzorchester Niedersachsen. “Aber ich war noch zu schlecht. Die haben mich schnell wieder nach Hause geschickt. Mit 16 wurde ich dann festes Mitglied. Zu der Zeit kam ich auch in Kontakt mit Nils Landgren, der bereit war, mir Unterricht zu geben. Ich bin dann lange Zeit regelmäßig mit dem Zug nach Hamburg gefahren und habe ein Vorstudium an der Musikhochschule Hamburg parallel zum Gymnasium gemacht.“ Die gemeinsame Band mit Saxofonistin Anna-Lena Schnabel und Schlagzeuger Fabian Arends gewinnt bei Jugend Jazzt. 2009 erlebt er noch Peter Herbolzheimer als Bandleader, von 2010 bis 2012 ist er Mitglied des BuJazzO.

Fabian Arends erinnert sich: “Ich kenne Janning schon seit 2007 aus dem Landesjugendjazzorchester Niedersachsen. 2010 sind wir gemeinsam nach Köln an die Musikhochschule gegangen und haben fast 5 Jahre in einer WG zusammen gewohnt. Er hat zwei besondere Talente: das Posaunenspiel und Organisation. Er konnte schon immer tolle Visionen entwickeln für Projekte und Darbietungsformen für Jazz. Und er arbeitet unglaublich beharrlich und viel. Janning hat frühzeitig realisiert, dass man als Posaunist im heutigen Jazz-Betrieb nicht so viele Möglichkeiten für Sideman Gigs hat wie etwa ein Schlagzeuger. Deshalb liegt sein Fokus auf Big Bands und natürlich seinen eigenen Bands. Das liegt ihm auch, er fühlt sich wohl in der ersten Reihe.“

ABS, Köln, im November 2017. Eine Kölsche Kneipe, in der jeden Sonntagabend Jazz geboten wird. Heute fängt es etwas später an. Erst muss der 1. FC Köln noch auf dem Großbildschirm verlieren. Nach kurzer Umbaupause startet das Janning Trumann Quartett, besetzt mit einigen der besten jüngeren Kölner Musiker. Am Klavier, heute Keyboard, Lucas Leidinger, am Bass Matthias Nowak (statt Florian Herzog), und am Schlagzeug Thomas Sauerborn, der Trumann schon seit 2009 kennt: “Wir haben uns im Rahmen von Jugend Jazzt kennengelernt und dann im BuJazzO zusammengespielt. 2010 begannen wir in Köln das Studium und waren von Anfang an eine Clique. Bei aller Arbeit bleibt Janning immer entspannt, man kann gut mit ihm abhängen. Wir spielen in seinem Sextett MAKKRO zusammen, im Subway Jazz Orchestra und seit zwei Jahren in seinem Quartett.“ Das Quartett spielt nahezu ausschließlich Trumanns Kompositionen. Thomas Sauerborn: “Janning schreibt spannende Musik, die eine sehr elegante Verbindung aus Komposition und Improvisation bietet, aus dem Virtuosen und dem Spontanen und Interaktivem.“ Heute Abend intoniert die Band unter Anderem zwei Kompositionen, die Trumann in New York geschrieben hat. Sie klingen anders, härter, bluesiger, amerikanischer. Trumann wiegt sich wieder vor und zurück, die Musik swingt. Wurde Trumann schon frühzeitig gerühmt für seinen schlanken präzisen Posaunen-Sound, so klingt er hier fetter bis hin zu Growl-Tönen.

Dazu Janning Trumann: “Ich hatte in New York Unterricht bei einem klassischen Posaunisten. Der hat mich ziemlich auseinander genommen und mir die Limitierungen meines bisherigen Ansatzes an der Posaune aufgezeigt. Deshalb arbeite ich seit eineinhalb Jahren daran, meinen Ansatz umzustellen. Dadurch verändert sich mein Sound. Ich bekommen mehr klangliche Gestaltungsmöglichkeiten.“ Die eineinhalb Jahre in New York, verteilt auf die Jahre 2015 bis 2017, haben Trumann viel gebracht: “Ich bin von Anfang an dorthin gegangen mit dem Ziel, so viel Erfahrungen wie möglich zu sammeln, aber nach meinem Master-Abschluss an der New York University wieder nach Köln zurückzugehen. Zum Glück konnte ich mich dort ganz auf Studium und Konzertbesuche konzentrieren, da ich Förderungen vom DAAD, der Landesstiftung NRW und auch von der Konrad-Adenauer- Stiftung bekam, die mich schon seit 2010 unterstützt.“

Subway, Köln, im November 2017. Der kleine Klub ist eine historische Stätte für den Jazz in Köln, hat doch der WDR hier über Jahrzehnte bis 2001 die internationale Jazz-Elite wie auch viele deutsche Musiker auftreten lassen und für Radio und Fernsehen aufgenommen. Heute tritt das Subway Jazz Orchestra einmal monatlich auf, eine Big Band mit einigen der besten jüngeren Kölner Musiker. Saxofonist und Komponist Jens Böckamp war von Anfang an dabei: “Nachdem das Kölner KLAENG Kollektiv das Subway mit ihrem KLAENG Festival wieder für den Jazz wachgeküsst hatte, starteten wir 2013 das Subway Jazz Orchestra. Die Initiative ging aus von vier, fünf Leuten, darunter Janning. Er spielt Lead Posaune. Und er hat immer viel Energie reingebracht, Dinge vorangetrieben und uns Förderungen besorgt. Kein Ahnung, wie er das alles immer schafft. Aber sein Engagement ist gut für die Band und die Kölner Szene insgesamt.“ Heute Abend sagt Trumann nicht nur souverän die Band an, sondern auch die beiden Gäste Nils Wogram und Hayden Chisholm. Der Posaunenprofessor der Kölner Musikhochschule Henning Berg, dem Wogram und Trumann einiges zu verdanken haben, sitzt im dicht gedrängten Publikum. Es wird ein großer Abend mit exzellenten Arrangements mehrerer Band-Mitglieder und solistischen Highlights nicht nur von Wogram und Chisholm. Trumann hat in der Anfangszeit Arrangements für die Big Band beigesteuert, macht das heute aber kaum noch: “Eines der schwierigsten Dinge als Musiker ist es herauszufinden, was man gut kann und was man weniger gut kann. Ich glaube, dass meine Stärke als Komponist und Arrangeur eher bei kleineren Gruppen liegt. Deshalb schreibe ich heute kaum noch für Big Band.“

Trumann hat klare Vorstellungen, was er musikalisch will: “In der Kölner Jazz-Szene sind immer alle sehr nett zueinander. Dabei besteht die Gefahr, dass persönliche Beziehungen Vorrang bekommen vor musikalisch notwendigen Entscheidungen in einer Band. Das will ich möglichst vermeiden. Mein privater Freundeskreis besteht aus mehr Nichtmusikern als Musikern. Dadurch wird es etwas leichter. Wenn ich als Komponist und Bandleader einen bestimmten Sound im Kopf habe, dann traue ich mich heute, meinen Bandmitgliedern klar zu sagen, was ich will, und nicht immer alles gruppendynamisch auszudiskutieren.“

Neben den genannten Bands spielt Trumann auch im Posaunensatz des Cologne Contemporary Jazz Orchestra. Diese Big Band gibt es schon mehr als 15 Jahre. Und er hat seine Band MAKKRO. Dazu Fabian Arends: “MAKKRO entstand während unserer Zeit an der Kölner Musikhochschule. Das war ursprünglich eine Idee von Sebastian Gramss, zwei akustische Trios zusammenzufügen. In der Zwischenzeit ist daraus ein echtes Sextett geworden und wir haben elektronische Sounds aufgenommen. Die Besetzung mit zwei Bassisten und zwei Schlagzeugern erfordert eine spezielle Herangehensweise, damit man sich nicht gegenseitig auf die Füße tritt. Das klappt gut.“ Recht neu ist Janning Trumanns New York Quartet, für das er einen seiner Professoren an der New York University, Bassist Drew Gress, gewinnen konnte sowie den in New York lebenden deutschen Schlagzeuger Jochen Rückert und den Kölner Vibraphonisten Dierk Peters, auch Stipendiat in New York. Hier ist die Musik melodischer als in den anderen Bands und deutlich mitbestimmt von der exzellenten Rhythm Section.

2018 startet Janning Trumann sein eigenes Label, Tangible Music. Mit „Be Here, Gone and Nowhere“ des New York Quartet ist die erste Veröffentlichung bereits als Download verfügbar, im März 2018 erscheint die neue Trillmann CD “Foen“, die die tonalen Möglichkeiten des Quartetts vorzüglich auslotet. Trumann setzt langfristig eher auf elektronische Wege: “Eigentlich ist die CD tot. Man kann sie nur noch bei Konzerten verkaufen. Jüngere Leute kaufen überhaupt keine CDs mehr, die hören nur noch übers Internet.“ So werden die Tangible Music Veröffentlichungen alle als Download angeboten, aber nur ausgewählte als CD. “Ein eigenes Label gibt mir alle Freiheiten, was ich wann wie veröffentlichen will. Ein größeres bekanntes Label hätte für mich mehr Einschränkungen als Nutzen. Mit der Marketing-Seite muss ich mich sicher mehr beschäftigen. Aktuell zeigt sich, dass die Positionierung von drei verschiedenen Quartetten nicht so einfach zu kommunizieren ist.“

Janning Trumann ist ein Wirbelwind mit viel Potential. Er wirkt bestimmt, aber nicht hektisch. Hans-Martin Müller: “Ein bisschen erkenne ich mich in ihm wieder, wie ich in dem Alter war. Aber ich hatte ja schon früh eine auskömmliche Festanstellung in einem Orchester, dagegen geht Janning volles Risiko.“ Trumann lebt in einer WG in Köln mit zwei Unternehmensberaterinnnen zusammen. McKinsey würde ihn sicher auch gern sofort einstellen. Zum Glück hat er sich für die Musik entschieden.

Hans-Bernd Kittlaus

Foto: Gerhard Richter

www.janningtrumann.com 

zuerst erschienen im Jazz Podium 3/2018

Aktuelle Veröffentlichungen:
Janning Trumann New York Quartet: Be Here, Gone and Nowhere, Tangible Music (CD + Download)
Trillmann: Foen, Tangible Music (CD + Download)
Janning Trumann Quartet (mit Verneri Pohjola + Dierk Peters): Rise and Fall, Tangible Music (nur Download, ab Mai 2018)
MAKKRO: .why, KLAENGrecords

ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln

Das Festival 2016 »Musik und Glaube«

Die sechste Ausgabe des Festivals ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln findet zwischen dem 30. April und 10. Mai 2016 statt. In über 50 Veranstaltungen aus dem Bereich neue Musik, Jazz, Weltmusik und Pop wird die klingende Welt der Spiritualität, Konzepte des Dies- und Jenseits, der Transzendenz oder der Unendlichkeit in verschiedenen Kulturen erkundet.

Im Fokus des diesjährigen Festivals steht die russische Komponistin Galina Ustwolskaja (1919 – 2006). 21 Werke ihres 25 Kompositionen umfassenden Œuvres werden aufgeführt: von den frühen Kompositionen in russischer Tradition bis zu späten Werken mit ganz eigener Klangsprache. Bereits der Eröffnungsabend am 30. April bietet Gelegenheit, sich mit Ustwolskajas Werk vertraut zu machen: In 4 Konzerten an verschiedenen Orten erklingen 9 Kompositionen aus der Zeit von 1949 bis 1990. Der Konzertbesucher kann sich in unterschiedlichem Ambiente der Musik Ustwolskajas, in der Interpretation durch das Ensemble Musikfabrik, nähern und dazwischen in kurzen Spaziergängen Köln entdecken: von der Kölner Zentralmoschee in Ehrenfeld über St. Michael am Brüsseler Platz bis hin zu St. Aposteln am Neumarkt. Eingerahmt werden die Konzerte durch eine Darbietung des DITIB Sufi-Ensemble in der Zentralmoschee und eine Ambientnacht in St. Aposteln.

Außergewöhnliche Musik an besonderen Spielstätten im Herzen von Köln – dafür steht das Festival ACHT BRÜCKEN. Neben den genannten Gotteshäusern öffnen weitere ihre Türen: Am 1. Mai erklingt Martín Palmeris Tangomesse in St. Mariä Himmelfahrt, in der Minoritenkirche legt der RochusChor im Zusammenspiel mit einem türkisch-arabisch-deutschrussischen Instrumentalensemble ein multikulturelles Glaubensbekenntnis ab, die Trinitatiskirche schafft Raum für ein indonesisches Gamelanorchester (5.5.) und für eine imaginäre 128-saitige Viola da gamba des rumänischen Komponisten Horațiu Rădulescu (3.5.). Zu zwei nächtlichen Orgelkonzerten mit Musik von Wolfgang Rihm und Olivier Messiaen laden die Kunst-Station Sankt Peter (6.5.) und der Hohe Dom zu Köln (4.5.) ein. Die Lagerstätte für die mobilen Hochwasserschutzelemente öffnet ihre Türen für die von Tamara Stefanovich gespielten Klaviersonaten Ustwolskajas (7.5.). Mit JACK IN THE BOX – dem ehemaligen Ehrenfelder Güterbahnhof – ist ein vielversprechender Raum für den Konzertzyklus der Kölner freien Szene: ON@ACHT BRÜCKEN (4.5.) gefunden. Im KOLUMBA darf der Zuhörer es sich auf Bodenkissen bequem machen, wenn es heißt, den fernöstlich inspirierten Klangwelten Michael Rantas zu lauschen (10.5.).

Dieser Jahr begibt sich das Festival auch in die Kölner Unterwelt: Die Klangplastik »Versunkene Glocken« von Johannes S. Sistermanns ertönt aus dem Gullysystem der Stadt. Nicht zu vergessen sind zwei klassische Konzertsäle mit hervorragender Akustik, die den neuen Klangwelten ein Zuhause geben: das WDR Funkhaus und die Kölner Philharmonie – das Mutterschiff des Festivals.

In der Kölner Philhamonie beziehen zwei Großwerke zeitgenössischer Musik Position: Olivier Messiaens »La Transfiguration de Notre-Seigneur Jésus-Christ« (1.5.) bildet mit gebündelter Stimmgewalt hunderter Chorsänger und der Jungen Deutschen Philharmonie den krönenden Abschluss des ACHT BRÜCKEN Freihafens, dem Festivaltag, an dem an verschiedenen Orten in 7 Konzerten Chorwerke des 20. und 21. Jahrhunderts bei freiem Eintritt präsentiert werden. Das zweite Großprojekt ist Leonard Bernsteins musikalisches Spektakel »Mass« (10.5), ein virtuoser Stilmix zwischen Jazz und Blues, Musical-Elementen und Kirchenmusik.

Ein besonderes Highlight für Fans der neuen Musik wird die deutsche Erstaufführung von John Adams‘ »The Gospel According to the Other Mary« (8.5.) mit dem Netherlands Radio Philharmonic Orchestra und Markus Stenz als Dirigenten. Als zweites internationales Orchester ist das Staatliche Symphonieorchester Estland (5.5.) mit Bas Wiegers am Dirigentenpult und seinem Landsmann Arvo Pärt im Programm zu Gast. Das Ensemble intercontemporain (6.5.) vermittelt unter Tito Ceccherini mit Werken von Johannes Maria Staud, Jonathan Harvey und Gérard Grisey eine ganz eigene klangliche Perspektive auf den Themenkomplex Diesseits und Jenseits. Das WDR Sinfonieorchester Köln mit Matthias Pintscher (7.5.) und das WDR Funkhausorchester Köln unter Wayne Marshall (8.5.) lassen weitere Komponisten erklingen, die in ihren Werken spirituellen Fragen nachgegangen sind, unter ihnen Jonathan Harvey, Charles Ives, Naji Hakim und Samuel Barber.

Insgesamt 15 Uraufführungen werden beim Festival erklingen, darunter gleich drei des japanischen Komponisten Toshio Hosokawa und drei Finalwerke (Vokalsextett) des ACHT BRÜCKEN Kompositionswettbewerbs am 9. Mai in der Kunst-Station Sankt Peter.

Für Freunde von Jazz, Pop, Elektronik oder Weltmusik sind wie jedes Jahr spannende Künstler eingeladen: Soul und HipHop-Dandy Faada Freddy nimmt das Publikum mit auf seine A Cappella-Gospel-Journey, »Six Pianos« des Minimal-Komponisten Steve Reich wird aufgeführt von Hauschka, Gregor Schwellenbach, Daniel Brandt, Paul Frick, Erol Sarp und John Kameel Farah, die Jazz-Fusion Band Zion80 sorgt für ein jüdisches Statement mit Afrobeat-Groove direkt aus der New Yorker Szene, und die karnatische Sängerin Bombay Jayashri Ramnath bringt die Musik Südindiens nach Köln. Auch die ACHT BRÜCKEN Lounge im Festivalzelt hat exzellente Künstler im Gepäck: unter ihnen Mr. Shirazy & The Exile Orchestra, die Urban Wedding Band, Quiet Fire oder Roland Peil mit zwei kubanischen Nächten – der Eintritt ist frei.

Drei Schulprojekte konnte ACHT BRÜCKEN in diesem Jahr initiieren. Eines davon tritt mit dem Tanzprojekt Klang – Szene – Transzendenz (5.5.) auch vors Publikum. Die ACHT BRÜCKEN Schreibschule bietet auch in diesem Jahr Studierenden die Möglichkeit, Grundlagen des journalistischen Schreibens über zeitgenössische Musik zu erwerben.

Wie jedes Jahr gibt es ein großes Angebot an kostenlosen Veranstaltungen, darunter der beliebte tägliche ACHT BRÜCKEN Lunch, der zur Mittagszeit Auszüge aus Abendveranstaltungen oder auch ganze Konzerte anbietet.

Weitere Infos und Termine gibt es auf der Website www.achtbruecken.de.

Jazz we can –  eine Analyse des Jazz in Nordrhein‐Westfalen

Am 22. April 2016 hat der nrwjazz e.V. auf der Fachmesse jazzahead eine Studie  über die Situation der Jazzszene in NRW vorgestellt. Die Studie ergänzt die bereits am 16. März 2016 erschienene  jazzstudie2016 der Union deutscher Jazzmusiker zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Jazzmusikerinnen und Jazzmusikern in Deutschland.

Beide Studien zeichnen ein Bild der Bedingungen, unter denen professionelle Jazzmusiker in Deutschland bzw. in NRW ihren Lebensunterhalt erwirtschaften müssen. Jedem Jazzinteressierten sei die Lektüre der Ergebnisse an Herz gelegt.

Die Autoren Stefan Pieper und Bernd Zimmermann haben die Ergebnisse der NRW-Studie in einer umfangreichen Broschüre zusammengefasst. Außerdem sind die detaillierten Umfrageergebnisse gegliedert nach Musikern, Veranstaltern und Publikum im Internet einsehbar.

https://www.nrwjazz.net/netzwerk/umfrage_index.html

Die Ergebnisse der jazzstudie2016 sind hier zu finden:

https://www.jazzstudie2016.de/

 

Der Kölner Jazz Kalender 2016 ist da

Jazz-o-Rama-Session im Artheater
Jazz-o-Rama-Session im Artheater

Die Jazz-Liebhaber Peter Tümmers und Gerhard Richter begleiten schon seit einigen Jahren die Kölner Jazz-Szene mit ihren Fotoapparaten. Fast schon traditionell, nämlich zum dritten Mal, legen die beiden auch für das Jahr 2016 einen Jazz-Wochenkalender mit 54 Fotos auf. Zu sehen sind Fotos von Jazzerinnen und Jazzern aus der Kölner Szene, die mit ihrer fantastischen Musik allen Jazz-Freunden in verschiedenen Kölner Lokalitäten im Jahr 2015 viel Freude bereitet haben.

screen_2016_5Die Auflage des Kalenders ist limitiert. Der Preis für einen Kalender bleibt wie in den Jahren davor mit 25,00 € stabil. Gegebenenfalls kommt bei Versand noch das Porto hinzu.

Produkt-Info:
Größe: 24 cm x 17 cm quer,
Papier: Bilderdruck 135g matt
Bindung: Spiralbindung
Verarbeitung: metallfarbene Spirale, Schutzfolie vor dem Deckblatt, 1 mm Karton als Rückseite.

screen_2016_3Die fertigen Kalender werden Anfang Dezember vorliegen.

Bestellungen nimmt Gerhard Richter über seine Mail-Adresse entgegen:  gerhard@richterkoeln.de

Die Kalender werden auch bei den Dezember-Konzerten im Alten Pfandhaus und der Jazz-O-Rama–Reihe im Artheater angeboten, sowie bei den Dezemberkonzerten im Sound Studio N und bei Paul Hellers Reihe im Studio Dumont.

Acht Brücken. Musik für Köln.

Heute beginnt in Köln zum fünften Mal das bis zum 10. Mai laufende Festival “ACHT BRÜCKEN”.

Das vollständige Programm des Festivals gibt es hier.

Das Festival: Musik. Politik?

ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln widmet sich mit seiner fünften Ausgabe, vom 30.  April bis 10. Mai, dem Spannungsverhältnis zwischen Musik und Politik. Im Fokus steht der niederländische Komponist Louis Andriessen, der sein ganzes Leben hindurch
die beiden Wirkungsfelder Musik und Politik in Beziehung setzt. Insgesamt 14 Aufführungen seiner Werke aus der Entstehungszeit von 1970 bis 2013 geben einen Einblick in sein kompositorisches Schaffen. Darunter sind „De Staat“, das Werk, das Andriessen 1976 zu internationaler Berühmtheit verhalf und „M is for Man, Music,
Mozart“, ein Soundtrack zum gleichnamigen Film von Peter Greenaway.  Die beiden Porträtkonzerte am 4. und 10. Mai sind ganz dem Schaffen Andriessens gewidmet.

Kann Musik politisch sein? Ein Blick auf das politische Lied scheint eine eindeutige Antwort zu liefern, untersucht man hingegen eine Komposition, bei der weder Form noch semantische Ebene auf eine politische Aussage verweisen, wird es schon komplexer.  Was bedeutet überhaupt eine politische Aussage in einer musikalischen
Form? Kann ein Dreiklang politisch sein?

Es gibt Namen, die im Diskurs von Musik und Politik nicht fehlen dürfen.  Dem Festivalthema entsprechend erklingen Werke von Hans Werner Henze, Luigi Nono, Heiner Goebbels oder Luciano Berio ebenso wie Kompositionen von Paul Dessau, Georg Katzer oder Friedrich Schenker. Besondere Spielstätten verleihen den Aufführungen eine individuelle Note, so ist Henzes „El Cimarrón“ in der Lagerstätte für mobile Hochwasserschutzelemente zu hören, Nono ist ein ganzer Abend in der Kunst-Station Sankt Peter gewidmet und die musiktheatralische „Befreiung“ und „Songs of
Wars I have seen“ von Goebbels erklingen im DEPOT 1 des Schauspiel Köln.

Doch nicht nur europäische Künstler und Themen sind präsent,  der US-Amerikaner Frederic Rzewski bezieht sich mit „The People United Will Never Be Defeated!“ auf den Militärputsch in Chile von 1973. Die Rapperin und Tochter von Exil-Chilenen, Ana Tijoux, ist eine Repräsentantin der jüngeren Generation desselben Landes, die an die Thematik von Diktatur und sozialer Ungerechtigkeit anschließt.

Die namhaften Orchester New York Philharmonic, mit einer Uraufführung von Peter Eötvös und Wiener Philharmoniker, mit einer Uraufführung von Olga Neuwirth, sowie die Klangkörper Ensemble intercontemporain, Ensemble Modern, Ensemble  Musikfabrik, Klangforum Wien, Asko|Schönberg, Ensemble Resonanz, Ensemble Garage, ensemble ascolta sorgen für ein außergewöhnliches Klangerlebnis in der Umsetzung des heterogenen Programms.

Der WDR als einer der Träger des Festivals trägt nicht nur mit Mitschnitten und Übertragungen zum Gelingen des Festivals bei, sondern ist mit der WDR Big Band, dem WDR Sinfonieorchester Köln und dem WDR Funkhausorchester am 7., 8. und 10. Mai auch auf der Seite der Interpreten vertreten.

Ein Highlight des Festivals ist die Erbauung einer gemeinsamen fiktiven europäischen Stadt aus Musik, Kunst, Wissenschaft, Film und Literatur. An einem Tag und einer Stunde entsteht ab dem 2. Mai im ACHT BRÜCKEN Freihafen – Ein Tag und eine Stunde in urbo kune ein klangexperimentelles Großereignis. Urbo kune ist ein
Begriff der internationalen Kunstsprache Esperanto und bedeutet „gemeinsame Stadt“. Der Festivalbesucher kann den ästhetischen Spielraum bei freiem Eintritt erkunden.

Im Konzertsaal der Kölner Philharmonie, den Foyers, im Filmforum, im »Ludwig im Museum« und auch im Festivalzelt erklingen, unter der Leitung von Enno Poppe und dem Klangforum Wien, Werke von über 20 verschiedenen Komponisten.

Beim diesjährigen Festival entstehen nicht nur Zukunftsvisionen von urbanem Raum, es erklingen auch 10 Hymnen fiktiver Länder. Unter dem Titel „Hymne für ein nicht existierendes Land“ wurden von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln, mit der Unterstützung
durch die Ernst von Siemens Musikstiftung, Kompositionsaufträge erteilt. Es wird spannend, welche akustischen Profile die Komponisten ihren Utopien verleihen.

Insgesamt erklingen beim Festival 23 Uraufführungen. Das Festival kommt damit seinem zentralen Anliegen nach, besonders junge Komponistinnen und Komponisten zu fördern. Mit der ON@ACHT BRÜCKEN Nacht eröffnet die Nachwuchsgeneration
das Festival.

Die diversen Formate von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln untermauern den Anspruch des Festivals, in der Stadt und für die Menschen präsent und zugänglich zu sein. Drei Stadtführungen mit der AntoniterCityTours erkunden politische und spirituelle Machtzentren Kölns, das Rathaus der Stadt Köln wird zum Spielort, wenn Andriessens Kompositionen für Carillon – einem Großglockenspiel – erklingen, oder das Rathaus und seine Umgebung von Musikern des Ensemble für Neue Musik der Rheinischen Musikschule und des Collegium musicum der Universität zu Köln besetzt und bespielt wird.

An wechselnden Spielorten gibt es täglich bei ACHT BRÜCKEN Lunch um 12:30 Uhr die Möglichkeit, kostenlose Appetithappen zu genießen. Die Lunch-Reihe bietet neben dem klassischen Vorgeschmack auf das Abendprogramm auch exklusive Delikatessen, eine Filmvorführung und ein Podium für Gesprächsrunden an.

Im ACHT BRÜCKEN Festivalzelt schließt der Tag mit einem offenen Ende ab. Die ACHT BRÜCKEN Lounge bietet Raum für Konzerte in lockerer Atmosphäre und lädt anschließend zu Jamsessions ein. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.

Für die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Thema Musik und Politik sorgen Gespräche, Diskussionen und Konzerteinführungen. Auf dem Programm stehen z. B. eine Podiumsdiskussion zum Thema „Politische Musik heute“ mit Heiner Goebbels und Louwrens Langevoort am 4. Mai, ein Gespräch zwischen Georg Katzer und Jochen Voit unter dem Titel „Ein politisch Lied, ein garstig Lied“ am 5. Mai, ein Gespräch mit Frederic Rzewski im Anschluss an sein Konzert am 7. Mai und eine Diskussion im Rahmen der ACHT BRÜCKEN Schreibschule am 7. Mai. Die Schreibschule bietet auch in diesem Jahr Studierenden die Möglichkeit, Grundlagen des journalistischen Schreibens über zeitgenössische Musik zu erwerben.

Für alle, die Lust am Musizieren und gemeinschaftlichem Experimentieren haben, bietet sich der spielBar Workshop in Zusammenarbeit mit dem Ensemble musikFabrik an. Der spielBar Workshop ist ein Angebot der Musikvermittlung und kann bereits
von Kindern ab 10 Jahre besucht werden. Mit zwei weiteren Workshops für Schulkinder und zwei Aufführungen in der Kölner Philharmonie, in der Kinder aus 12 Kölner Grundschulen unter dem Titel „Singen mit Klasse“ auftreten, bezieht ACHT BRÜCKEN | Musik aus Köln auch in diesem Jahr wieder die jüngsten Kölner Bürger in ihr Programm ein.

Das vollständige Programm des Festivals gibt es hier.

Quelle: www.achtbruecken.de
F
oto: KölnMusik/Matthias Baus

Filippa Gojo Quartett gewinnt Neuen Deutschen Jazzpreis 2015

Das Filippa Gojo Quartett hat den Neuen Deutschen Jazzpreis 2015 der IG Jazz Rhein-Neckar, Mannheim, gewonnen. Bei einer Publikumswahl in Mannheim konnte sich das Ensemble aus dem Kölner Raum gegen zwei andere Bands durchsetzen.

Der mit insgesamt 10 000 Euro dotierte Preis gilt als höchstdotierte Auszeichnung für professionelle deutsche Jazzbands. Kurator 2015 und damit für die Auswahl der Finalisten zuständig war in diesem Jahr der aus Detroit, Michigan, stammende Altsaxophonist  und Grammy-Award-Gewinner Kenny Garrett.   Die Sängerin Filippa Gojo gewann auch den Solistenpreis, der mit 1000 Euro dotiert ist.

Herzlichen Glückwunsch.

Filippa Gojo Quartett

Filippa Gojo – Gesang
Sebastian Scobel – Klavier
David Andres – Kontrabass
Lukas Meile – Perkussion

Die weiteren Finalisten waren:

Lutz Häfner & Rainer Böhm plus Celli

Lutz Häfner – Saxophon
Rainer Böhm – Klavier
Cornelius Boensch – Cello 1
VeroniKa Zucker – Cello 2
Irene von Fritsch – Cello 3
Nayon Han – Cello 4

Andreas Matthias Pichler

Andreas Pichler – Gesang, Banjo, Schlagzeug
Matthias Pichler – Gesang, Kontrabass

(c) Foto: Gerhard Richter, Köln

Filippa Gojo Quartett im Finale des Neuen Deutschen Jazzpreises 2015

Das Kölner Filippa Gojo Quartett wurde für das Finale des Neuen Deutschen Jazzpreises 2015 der IG Jazz Rhein-Neckar, Mannheim nominiert.

Die Wettbewerbskonzerte finden am Samstag, dem 14. März 2015, 20 Uhr  in der Alten Feuerwache, Mannheim statt.

Die Cologne Jazz Supporters wünschen dem Filippa Gojo Quartett Viel Erfolg.

Das Filippa Gojo Quartett:

Filippa Gojo – Gesang
Sebastian Scobel – Klavier
David Andres – Kontrabass
Lukas Meile – Perkussion